Nach unserer Entspannungszeit auf Pulau Weh machen wir uns auf, um weitere Abenteuer zu erleben. Auf in den Dschungel, auf nach Bukit Lawang!
Von Banda Aceh nach Medan
Morgens um sieben Uhr steht unser Taxi bereit, um uns zum Flughafen zu bringen. Nach unserer Odysee vor ein paar Wochen, als wir mit unseren zwei kranken Kindern im Nachtbus quer durch Sumatra gefahren sind, in großer Sorge um den immer kränker werdenden Isaiah, der ja Masern hatte – da haben auch wir hartgesottenen Traveller Federn gelassen. Deshalb hatten wir, noch am ersten Abend, den Rückflug nach Medan gebucht. Wir mögen eigentlich Nachtbusfahrten, aber mit kleinen Kindern ist es wirklich ziemlich aufwendig und anstrengend.
Der Flug dauert nur eine Stunde und verläuft unspektakulär.
Die meisten Touristen nehmen sich im Anschluss ein privates Taxi und lassen sich den Weg nach Bukit Lawang fahren. Uns ist diese Art des Reisens erstens zu teuer und zweitens finden wir, dass man dann gar nicht richtig mit den Einheimischen in Kontakt kommt, was wir aber sehr lieben. Viele witzige Geschichten sind uns begegnet, eben weil wir den anstrengenden Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln genommen haben.
Aber in Medan haben wir Bauchschmerzen davor, denn wir erinnern uns daran, wie gerne hier extra Aufschläge für die Ausländer gemacht werden, um sich selbst ein bisschen mehr in die Tasche stecken zu können. Dieky hat uns die Busbahnhöfe, die Route und die Kosten gesagt, so dass wir es uns dennoch wagen.
Irrfahrt durch Medan
Wir heuern noch am Flughafen ein Taxi an, um uns zum öffentlichen Busstand bringen zu lassen. Nach etwa zwanzig Minuten merken wir allerdings, dass irgendwas nicht richtig laufen kann, denn der Taxifahrer fährt auf den Highway und wir müssen doch in die Stadt. Wir versuchen uns zu erklären und zu intervenieren, aber plötzlich versteht der Fahrer kaum noch Englisch. Er will uns scheinbar direkt nach Bukit Lawang bringen. Irgendwie schaffen wir es dann doch, dass er uns zum Busstand bringt. Dabei geraten wir aber auch noch in den Stau und das Taximeter läuft und läuft. Wir sind jetzt schon bedient von der Situation und stinksauer, dass Medan wieder seine hässliche Fratze zeigt. Nun werden auch die Kinder unruhig und wir haben noch eine lange Fahrt vor uns.
Endlich hat uns der Taxifahrer an den richtigen Busbahnhof gebracht und sogar unser Anschluss-Mini-Bus Richtung Bukit Lawang steht bereits zur Abfahrt bereit. Immernoch sauer beginnen wir das Gepäck vom Taxi in den Bus zu bringen. Wir sind fest entschlossen, nicht den vollen Taxipreis zu zahlen, da er uns ja absichtlich irgendwo anders hingefahren hat. Aber dann wettert der Taxifahrer los, er bekommt die solidarische Unterstützung der Busfahrer und unsere Rucksäcke werden wieder aus dem Bus ausgeladen. Ich steh mit den Kindern in der prallen Sonne, eine heiße Diskussion bricht aus und wir werden verächtlich von den Umherstehenden angeschaut.
Um irgendwie weiter zu kommen rufen wir unseren indonesischen Freund an, in der Hoffnung, dass er vermitteln und uns helfen kann. Eine gefühlte Ewigkeit stehe ich da und versuche die Kinder abzulenken, wärend Holger mit Dieky telefoniert und dieser sich abwechselnd mit den Bus- und Taxifahrern streitet und versucht zu vermitteln. Natürlich kommen auch immer mehr Passanten dazu. So langsam sehen wir ein, dass wir die volle Summe zahlen müssen, auch wenn es unfair ist, aber auch Dieky kann uns nicht helfen. Und auch der Busfahrer versucht uns nochmal ein paar mehr Scheine aus der Tasche zu ziehen, doch hier können wir wenigestens noch verhandeln. Nach langem Ärgern steigen wir endlich in das warme und enge Minivan-Taxi und sind fassungslos, wie wir gerade behandelt wurden. Nirgendwo in Asien wurden wir so schlecht behandelt und dass, obwohl wir mit Kleinkindern reisen. Immerhin die Kinder sind noch bei ganz guter Laune. Wir schlucken also unseren Zorn runter und versuchen uns auf die Vorfreude zu fokussieren.
Drei Stunden dauert unsere Fahrt im meist übervollen Bus. Durch den flächendeckenden Anbau von Palmöl, der zum Transport große Lastwagen braucht, und dem legendären Sumatra-Rain, gibt es praktisch keine asphaltierten Straßen, oder nur sehr kaputte. Trotz der Strapazen schläft Isaiah auf meinem Arm ein – er liebt das Ruckeln. Talika hört zufrieden ein Hörspiel oder schäkert mit mitfahrenden Babys oder knackt mit Holger Erdnüsse, um diese zu naschen. So langsam kommen wir also runter und nähern uns wieder entspannter dem Dschungel.
Und irgendwann am Nachmittag ist es endlich so weit: wir kommen in Bukit Lawang an. Es dauert nicht lange, da kommt Dieky und ein paar Freunde mit Motorrädern, um uns zu seinem Haus zu bringen. Kennengelernt haben wir uns ja in einem Hotel, in dem er arbeitet, aber da er uns bereits zweimal in Deutschland besucht hat, hat er uns im Gegenzug seine Bleibe angeboten. Wir mögen den Gedanken, direkt bei den Leuten zu wohnen und außerdem eine Menge Geld für die Unterkunft zu sparen. Aber heute ist wohl einfach nicht unser Tag …
Indonesischer Standart
Wir mögen zwar einfache Unterkünfte, aber Diekys Haus ist nach deutschen Gesichtspunkten mehr Baustelle, als Haus. Unser größtes Problem ist, dass es keinen funktionierenden Ventilator gibt. Es ist brühend heiß im Haus und die Kinder werden kein Auge zu machen, wenn wir hier bleiben. Außerdem gibt es kein Wasser und kein funktionierendes Mandi (ein kleines Wasserbecken, dass traditionell in Indonesien als Dusche diente), so dass wir uns nicht mal die Reisestrapazen des Tages abwaschen können. So langsam wird uns klar, dass unser Freund es zwar gut gemeint hat, aber dass diese Unterkunft nicht mit einem Baby und einem Kindergartenkind zu beziehen ist. Wir wollen Dieky nicht vor den Kopf stoßen, doch schweren Herzens kündigen wir unseren Umzug ins Hotel an. Er versteht es und organisiert uns Motorräder zum Hotel.
Cheeeeeese. Das königliche Kuscheltierpaar wird zum Zeitvertreib Anstrengende Anreise, Schlafzimmer ohne Fenster oder Ventilator: trotzdem ist die kleine Bagpackerin bester Laune.
Rückblick: unser Urlaub 2016 und das Hochwasser
Eigentlich ist das „Jungle Inn“ ein Hotel (Werbung: unbeauftragt, unbezahlt), dass weit über unseren normalen Reisekosten liegt. Bukit Lawang ist bei den Touristen sehr beliebt, so dass die Preise hier allgemein sehr hoch sind. Deshalb sind wir vor drei Jahren in der günstigsten Unterkunft, die wir finden konnten, abgestiegen. Es war ein sehr einfacher Bungalow, aber ausreichend. Doch nach einer Nacht haben wir gemerkt, dass Schimmel in den Matratzen ist. Da wir nur noch drei Nächte auf Sumatra hatten, haben wir uns dann erstmals ein „richtiges“ Hotel geleistet, was sich auch noch als sehr weise Entscheidung herausstellen sollte.
Die Tage waren damals jahreszeittypisch sehr verregnet, der eigentlich kleine Fluss schwoll immer weiter an. In unserer letzten Nacht hatte das Ganze ein angsterregendes Ausmaß angenommen – alle Zimmer wurden evakuiert und wir verbrachten gemeinsam mit dem Personal und den anderen 4 Gästen die Nacht im höchstgelegenen „honeymoon-Zimmer“, weit oben auf einem Felsen. Auch wenn wir uns recht sicher gefühlt haben, so hat man spüren können, dass die Angst der Einheimischen groß war. Schließlich hatte sich am 2. November 2003 eine riesige Flutwelle ihren Weg durch das Tal gesucht, große Teile des Dorfes zerstört und dabei 239 Menschen mit in den Tod gerissen. Schuld an dieser Katastrophe war der maßlose Anbau von Palmöl, verbunden mit der Abholzung des Regenwaldes und leider nimmt die Anbaufläche stetig zu. Der Waldboden wird nicht mehr durch die Wurzeln gehalten und rutscht bei Starkregen ab. Dies löste damals die verhehrende Flutwelle aus.
Wir kamen in dieser Nacht mit dem Schrecken davon. Lediglich zwei Brücken, ein paar Häuser und Straßen wurden zerstört. Menschen kamen dieses Mal nicht zu schaden. Aber als wir am Morgen abfahren mussten, sahen wir, dass unser zuerst bezogener Bungalow teilweise den Fluten zum Opfer gefallen war.
Nach der Flut 2016: Verwüstung Bereits am frühen Morgen wird aufgeräumt Dieses Mal kamen alle mit dem Schrecken davon
Ankommen im „Jungle Inn“
Im Hotel angekommen, treffen wir auf viele bekannte Gesichter und alle freuen sich über das Wiedersehen. Total erschöpft beziehen wir schließlich unser Zimmer und bringen die Kinder ins Bett. Nach dieser Odyssee müssen auch wir noch etwas durchatmen. Am kommenden Tag ist schließlich Talikas Geburtstag.
Geht der Reisebericht nicht mehr weiter? Liest sich sehr spannend… 🙂
Ach ihr ward wohl dieses Jahr auch nochmal in Südostasien? Und wer ist das Baby?