Pulau Weh (Teil 2)

Happy Birthday, kleiner Boy!

Heute ist ein besonderer Tag – Isaiah wird ein Jahr alt. Kinder wie die Zeit vergeht! Um den Tag gebührend zu feiern, haben wir etwas Besonderes geplant: Wir wollen uns wildlebende Delfine ansehen.

Unser Tag beginnt sehr früh, da sich die Meeressäuger vornehmlich in den Morgenstunden zeigen. Bereits halb sieben treffen wir uns mit unserem Kapitän Jack.

Noch recht verschlafen stehen wir tatsächlich pünktlich am Strand und warten. Und warten… Und warten… Nur leider sind weder Kapitän noch Boot da und wir werden langsam ungeduldig. Zum Glück ist Isaiah noch zu klein, um sich wirklich darum zu scheren. Doch auch eine Stunde später warten wir vergeblich und so langsam sehen wir ein, dass es nicht an der laxen Zeiteinschätzung der Indonesier liegen kann. Wir sind enttäuscht und hungrig.

Um das Beste daraus zu machen, beschließen wir, wenigstens ein leckeres Geburtstagsfrühstück zu machen und fahren deshalb zum Iboh Beach. Es gibt Crêpe für die Kinder, Nudelsuppe für uns und dazu köstliche Fruchtshakes.

Wieder zurück am Bungalow, erfahren wir von unserem Vermieter Per, dass gestern Nacht eine alte Frau im Dorf gestorben ist und es Angehörigen und Freunden dann nicht erlaubt ist, den folgenden halben Tag lang zu arbeiten. Unser Kapitän war so ein entfernter Angehöriger. Interessanter muslimischer Brauch – nur doof dass uns niemand Bescheid gesagt hat. Isaiah ist aber trotzdem guter Dinge und bereits mittagsschlafmüde.

Während er schläft, bereiten wir ihm den traditionellen Geburtstagstisch. Talika hat ihm liebevoll einen Sandkuchen zubereitet und sich außerdem um die Blumen gekümmert. Wir haben auf der Reise ein paar Kleinigkeiten für das Geburtstagskind besorgt und außerdem aus Deutschland noch ein paar Babyleckereien mitgebracht. Alles in allem kann sich der Tisch wirklich sehen lassen!

Und plötzlich kommt sogar ein ungeladener Geburtstagsgast: eine Landkrabbe. Sie rettet sich vor einer Katze auf unsere Terrasse und ihr scheint es ganz gut bei uns zu gefallen, denn sie bleibt eine ganze Stunde. Neugierig bestaunen wir das imposante Tier, das gut 20 cm Durchmesser misst. Wir taufen sie „Horst“, lassen ihn bei uns rasten und füttern ihm ein bisschen Banane.

Als der kleine Mann nach einem langen Mittagsschlaf aufwacht, bekommt er von uns erstmal ein Ständchen geträllert und Talika zeigt ihm aufgeregt seinen Geburtstagstisch. Er interessiert sich für die schönen Blumen und übt, die Stöckchen-Kerzen auf dem Sandkuchen auszupusten.

Ich als Mama denke heute natürlich an die Zeit zurück, als sich Isaiah auf den Weg zu uns gemacht hat. Es war eine unkomplizierte Schwangerschaft und ich habe es genossen, einen Bauchzwerg zu haben. Aber dann hatte er es sehr eilig, so dass wir es nicht mal mehr ins Geburtshaus geschafft haben, sondern eine wundervolle und unkomlizierte Hausgeburt hatten – Hebamme sei Dank. Ein Jahr lang ist er nun schon in unserer Patchwork-Familie und bereichert unseren Alltag. Aber genug mit der Gefühlsduselei.

Am Nachmittag spielen wir mit den Kindern am Strand, gehen baden und genießen die gemeinsame Zeit am Meer. Captain Jack meldet sich zum Glück auch nochmal und so werden wir morgen unser Abenteuer mit den Delfinen nachholen. Heute gehen wir alle früh ins Bett, denn schließlich müssen wir morgen früh wieder fit sein.

Delfine in freier Wildbahn

Erneut heißt es für uns ungewohnt zeitig aufstehen. Aber dieses Mal ist der Kapitän bereits am Strand als wir kommen. Um uns herum erwacht gerade die Insel, die Nebelschwaden hängen noch in den Bergen. Wir waten durch das kniehohe Wasser zum Boot und dann geht es raus aufs Meer. Beide Kinder sind sehr brav, sitzen und schauen – was wichtig ist, da das Boot recht klein ist und man jede Gewichtsverlagerung merkt. Talika jauchzt jedes Mal, wenn wir eine Welle kreuzen und das Boot ein bisschen abhebt. Dann fühlt es sich ein wenig wie Achterbahnfahren an. Zum Glück sind beide Kinder sehr unempfindlich, was Reise-Ruckeln angeht. Isaiah schläft bei so viel Geschaukel natürlich in Holgers Armen ein.

Über eine halbe Stunde fahren wir und suchen die Delfine. Die Sonne geht bereits auf, der Himmel färbt sich goldrot. Langsam habe ich Angst, dass sie heute keine Lust haben, gesehen zu werden und auch die Anderen schauen langsam etwas enttäuscht.

Wir schauen trotzdem alle gebannt auf die Meeresoberfläche – ist das am Horizont eine Rückenflosse? Und tatsächlich: Kapitän Jack hat die Delfine gefunden. Einen Moment später begleiten uns links und rechts vom Boot zwei Delfine.

Es fühlt sich an wie ein Spiel: die Delfine begleiten uns, sind plötzlich weg. Dann fährt der Kapitän in eine andere Richtung und sie sind wieder da, schwimmen neben uns oder in einigem Abstand vor dem Boot. Ihnen macht es sichtbar Spaß, uns zu folgen. Ich bin sehr froh, dass Captain Jack die Tiere nicht „jagt“, nur um uns gute Fotos zu bescheren. Seine Liebe und Faszination für die Tiere ist spürbar. Sie kommen von ganz alleine auf uns zu – mal im Rudel von bis zu zwanzig Tieren und mal als Pärchen. Alle genießen das Spektakel, nur ich bin etwas angespannt, da es ziemlich schwierig ist, diese quirligen Meeresbewohner im Bild festzuhalten. Gut eine halbe Stunde lang verbringen wir mit den Tieren. Dann beschließen wir, lieber wieder an Land zu fahren bevor die Stimmung kippt, da die Kinder schon lange still sitzen müssen. Aber wir sind alle ganz begeistert von den Meeressäugern. Der Ausflug war de(l)finitiv sein Geld wert. Zum Abschluss machen wir noch ein Erinnerungsfoto mit Captain Jack, unserem Delfinflüsterer.

Zurück an Land, brechen wir nach einem Windel-stopp erneut mit unserem Roller nach Sabang auf – immerhin warten hier meine neuen Sarongs auf mich (wer sich nicht mehr erinnern kann, kann hier nochmal die Geschichte dazu lesen).

Fast in der Hafenstadt angekommen, werden wir wärend der Fahrt durch seltsame Geräusche neugierig gemacht und halten an. Das Geschrei kommt von Flughunden, die hier in einer Kolonie von hunderten Tieren in einem Baum leben. Wie große Früchte hängen sie da. Immer wieder fliegen Tiere weg oder kommen wieder, kreischen dabei laut und bescheren uns eine unterhaltsame Flugshow. Seit meiner Kindheit mag ich Fledertiere – ich bin also ganz begeistert, heute noch so ein Highlight gefunden zu haben. Per erzählt mir später, dass die Flughunde regelmäßig ihren „Stammbaum“ wechseln und dass ihre Flugkünste, bei etwa einem Meter Flügelspannweite, beeindruckend präzise sind.

Aber dann gehts endlich zum Markt und dieses Mal mit genug Geld. Schnell ist der Laden wieder gefunden und meine Sarongs liegen noch für mich bereit. Dieses Mal feilsche ich nicht wirklich, denn die Qualität ist auf jeden Fall ihren Preis wert.

Auf dem Weg aus dem Basar kommen wir an einer Schneiderei mit edlen Stoffen vorbei und ich kann nicht umhin, auch hier etwas zu stöbern. Seit einigen Jahren gehört Nähen zu meinen Hobbies, auch wenn ich seit Isaiahs Geburt wenig dazu gekommen bin. Aber hier gibt es wundervolle traditionelle Muster und Stoffe und ich muss einfach ein paar Meter mitnehmen. Der Verkäufer und seine Frau freuen sich, dass ich so viel Interesse zeige und schnell kommt unser Handel zustande.

Und noch eine Sache müssen wir einkaufen: meine Schwester hat sich gewünscht, dass ich ihr Zimt mitbringe. Hier in der Gegend gibt es viele Zimtbäume, deren Rinde geschält und schließlich getrocknet wird. Die Marktfrau freut sich, denn wir kaufen ihr ein ganzes Kilo ab.

Auf dem Rückweg zum Roller, gönnt sich Holger wieder eine Rasur beim Barbier.

Eine Stunde später sind wir wieder an unserem Bungalow angekommen und nun heißt es für die Kinder erstmal: Bewegen, Spielen und Baden. Sie haben sich zwar nicht über das viele Sitzen beschwert, aber jetzt merkt man ihnen an, wie sehr sie den körperlichen Ausgleich genießen. Isaiah verdrückt wieder allerhand Sand und kaut auf Steinen und Korallen rum, während Talika ausgelassen mit Per`s Tochter Sarah spielt.

Bevor ich mitspielen kann, muss ich erst meinen Windelwaschdienst erledigen, sonst hat unser Minimi morgen keine Windeln.

Müde fallen wir nach dem Abendessen ins Bett. Es war ein wundervoller Tag und wir sind glücklich, die Delfintour gemacht zu haben. Nur ein Wermutstropfen schmeckt bereits bitter – unsere Abreise von Pulau Weh. Talika hat in fünf Tagen Geburtstag und will diesen unbedingt bei Dieky im Dschungel verbringen. Das bedeutet, dass wir bereits in zwei Tagen die Insel verlassen müssen.

Wir nehmen uns vor, bis dahin noch ein paar schöne Erinnerungen in diesem Südseeparadies zu sammeln.

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